Offener Brief an die jüdischen Gemeinden in Wolfsburg

Liebe Mitbürgerinnen und

 

Mitbürger der Jüdischen Gemeinden in Wolfsburg,

 

2021 sollte ein Jahr jüdischer Feste werden, um daran zu erinnern, was Jüdinnen und Juden in den 1700 gemeinsamen Jahren zur deutschen Gesellschaft beigetragen haben. Dieses wichtige Jubiläum soll bundesweit als gesamtgesellschaftliches Fest begangen werden, um Begegnungsräume zu schaffen, die jüdisches Leben sicht- und erlebbar machen können. Feste, Gebräuche, Rituale und jüdisches Leben öffentlich zu thematisieren, sollen im Kampf gegen Antisemitismus mehr Verständnis und Schutz für die jüdischen Bürgerinnen und Bürger der Bundesrepublik erzeugen.

 

Aus diesem Grund ist es umso bedrückender für uns, dass die Ereignisse der letzten Tage gezeigt haben, wie fragil jüdisches Leben in Deutschland ist. Wir verurteilen, dass in Deutschland Synagogen angegriffen werden und auf den Straßen antisemitische Parolen zu hören sind. Die ansteigende Gewalt gegenüber jüdischen Einrichtungen, Gemeinden und gegen Sie muss mit der ganzen Härte unserer Gesetze verfolgt und bestraft werden. Wir wollen nicht dabei zusehen, dass es Menschen in unserer Gesellschaft gibt, die sich nicht frei bewegen können.

 

Wir wissen, dass die Situation in Israel sehr kompliziert ist und als Vorwand für Gewalt und Hetze auch in Deutschland genutzt werden wird. Die fortgesetzten terroristischen Raketenangriffe der Hamas auf Israel sind ein Anschlag auf die Menschen in Israel und die israelische Existenz. Diese Angriffe sind menschenverachtend und verbrecherisch. Dieser Terror ist durch nichts zu rechtfertigen und muss sofort beendet werden. Das Existenzrecht Israels darf nicht in Frage gestellt werden. Es ist für uns Teil der Staatsräson Deutschlands.

 

Ausdrücklich begrüßen wir das diplomatische Engagement Deutschlands und insbesondere von Außenminister Heiko Maas, der im ständigen Kontakt mit seinen Amtskollegen in der Region steht. Europa genießt Ansehen und Vertrauen in der Region und sollte eine aktive Vermittlerrolle aufnehmen.

 

Zur Wahrheit gehört auch, dass der Nahost-Konflikt immer schnell herangezogen wird, wenn über jüdisches Leben in Deutschland gesprochen wird und als antisemitischer Stimmungsverstärker missbraucht wird, sobald Israel gezwungen ist, seine Existenz zu verteidigen. Antisemitismus gab es bedauerlicherweise, wie wir alle wissen, auch schon lange vor der Staatsgründung Israels und ist daher ein tiefsitzendes gesellschaftliches Problem.

 

Wolfsburg ist international und weltoffen. Wir wollen die Möglichkeit schaffen, dass die Menschen in unserer bunten sowie vielfältigen Stadt in friedlicher Koexistenz der Religionen leben können!

 

Die jüdischen Gemeinden sind ein fester Bestandteil unserer Stadtgesellschaft und können sich auf unsere Solidarität verlassen. Insbesondere in diesem Jahr möchten wir aktiv dazu beitragen, das Festjahr dafür zu nutzen, für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus in Wolfsburg einzustehen!

 

Dazu würden wir als Wolfsburger Politiker*innen gerne mit Ihnen ins Gespräch kommen, damit wir uns über die aktuelle Situation und die Stimmung in Ihrer Gemeinde austauschen können. Gemeinsam wollen wir einen Beitrag dazu leisten, dass Sie in dieser Stadt unbeschwerter und in Sicherheit am gesellschaftlichen Leben teilhaben können!

 

Wir hoffen gemeinsam, dass bald wieder Frieden einkehrt und wir das Jubiläum von 1700 Jahren jüdischen Lebens in Deutschland uneingeschränkt feiern können!

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Immacolata Glosemeyer, MdL SPD-Unterbezirksvorsitzende * Falko Mohrs, MdB * Iris Bothe Oberbürgermeisterkandidatin für Wolfsburg *  Hans-Georg Bachmann SPD-Fraktionsvorsitzender