Auf dem Otto-Wels-Platz erinnerten die Jusos Wolfsburg und der SPD-Ortsverein Stadtmitte an die Rede von Otto Wels gegen das Ermächtigungsgesetz der Nazis vor 91 Jahren. Die Gedenkveranstaltung begann mit dem Abspielen eines Teils des Tondokuments der Rede von Otto Wels. Durch die Zustimmung aller Fraktionen mit Ausnahme der SPD trat das Parlament am 23.3.1933 seine ureigenen Rechte als Gesetzgeber ab und übertrug sie dem NS-Regime. Für den Otto-Wels-Platz mit seiner Skulptur „Mut“ und der Tafel, die an Otto-Wels erinnert, hat die SPD-Stadtmitte seit 2011 die Schirmherrschaft übernommen. „Der Otto-Wels-Platz symbolisiert für mich den Kampf für Demokratie und für Freiheit“, führte Nick-Paul Rosano, Co-Vorsitzender der Wolfsburger Jusos in seiner Einleitung aus.
Als gleich zu Beginn der Veranstaltung der Regen einsetzte, sagte Steffen Kirsch, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Stadtmitte: „Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten lassen uns nicht von ein paar Regentropfen davon abhalten, für die Demokratie zu streiten und an Otto Wels zu erinnern.“ Erste Rednerin war Susanne Brüsch, Vorsitzende der SPD Wolfsburg. Sie würdigte den großen Mut von Otto Wels und schlug auch einen Bogen in die Gegenwart. „Das Vermächtnis von Otto Wels ist eindeutig! Wenn wir unsere Demokratie nicht verteidigen, sind Freiheit und Frieden wenig wert! All unsere Freiheiten und Rechte wurden hart erkämpft und müssen geschützt werden! Jede*r von uns sollte sich aktiv einbringen und Vorbild sein. Die Mehrheit der Bevölkerung steht hinter den demokratischen Werten. Wir sind aufgefordert, Haltung zu zeigen und zusammen aufzustehen!“ Jamie Haffke von den Wolfsburger Jusos zitierte den in die Geschichte eingegangenen Satz von Otto Wels, den er direkt an Hitler richtete: „Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht.“ Weiter sagte sie: „Wir müssen das Andenken an Otto Wels ehren und unsere Demokratie schützen.“ Haffke führte aus, dass auch aktuelle Desinformationskampagnen eine Bedrohung für die Freiheit seien.
Flavio Benites, der Erste Bevollmächtigten der IG Metall Wolfsburg, beleuchtete das Thema in einer bewegenden Rede aus mehreren Perspektiven. Die große Tapferkeit von Otto Wels und der Mitglieder der SPD-Fraktion, die unter Lebensgefahr gegen das Ermächtigungsgesetz stimmten, nahm er als Ausgangspunkt für seine Rede. Und schilderte sein Aufwachsen in der Militärdiktatur in seinem Heimatland Brasilien. Als er selbst gegen die Diktatur demonstrierte, war seine Mutter zwar besorgt, gab ihm aber mit auf den Weg: „Sei so mutig wie möglich.“ Er sagte weiter unter großem Beifall: „Der Mut muss umso größer sein, wenn die Faschisten in der Mehrheit sind. Das müssen wir mit aller Macht verhindern.“ Die Demokratien in Europa seien einer Dauerbedrohung ausgesetzt. Alle Demokraten seien jeden Tag aufgefordert, für die Demokratie zu kämpfen und die Stimme gegen Rassismus zu erheben. „Wir werden uns weiter gegen alte und neue Nazis zur Wehr setzen, die Demokratie gestalten und uns den Mut und die Tapferkeit von Otto Wels und den 94 SPD-Reichstagsabgeordneten zum Vorbild nehmen“, schloss Steffen Kirsch die Veranstaltung, an der 50 Teilnehmer*innen teilnahmen.