„Nicht erst seit der Corona-Pandemie leiden Deutschlands Innenstädte zusehends an einem Bedeutungsverlust in ökonomischer, sozialer, funktionaler und politischer Hinsicht.“ Darauf hat der Deutsche Städtetag in einer Verlautbarung hingewiesen.
Iris Bothe, die parteilose Oberbürgermeisterkandidatin, die von den Sozialdemokraten unterstützt wird, will es nicht bei dieser Erkenntnis belassen. Deshalb hat sie das Thema auf die Tagesordnung ihrer digitalen Dialogveranstaltung „Townhallmeeting“ gesetzt. Am Mittwoch ging ein solcher Gedankenaustausch zum zweiten Mal über die Bühne, eingeleitet von einem profunden Kenner der Stadtplanung. Der Hamburger Professor Thomas Krüger lieferte eine Analyse der derzeitigen Situation. Der Titel seines Referats lautete: „Instrumente und Prozess -Zwischen Planung, Politik und Beteiligung – Am Beispiel der Folgen der Corona-Krise für die Innenstädte.“ Der Wissenschaftler zeigte strategische Handlungsansätze auf, damit Innenstädte wieder werden können, was sie waren: Zentren des Einkaufens, der Begegnung und der Kommunikation. Oder, wie es Bildungsdezernentin Iris Bothe mit Blick auf Wolfsburg ausdrückte: „Wir müssen neu denken, uns ins Zeug legen und eine gehörige Dosis Kreativität investieren. Mein Ziel ist die Wiederbelebung des innerstädtischen Gefühls. Denn dies ist der Motor für die Entwicklung eines echten Stadtzentrums. Ich stelle mir unser Zentrum wie einen echten Marktplatz vor, wo Nachbarn beim Einkaufen Kochtipps austauschen, Kinder Abenteuer erleben, Freunde über ihre Sorgen und Hoffnungen sprechen, Geschäftsleute innovative Produkte präsentieren, Künstler*innen Aktionen starten und die ganze Stadt lebhaft über die Themen der Zeit diskutiert. Schon lange wissen wir, wie notwendig eine Modernisierung und Belebung unserer Innenstadt ist.“
Denkanstöße und Impulse, wie das Ziel zu erreichen sei, wurden am Mittwochabend in 4 Arbeitsgruppen gesetzt. Deren Themen lauteten: Wie kann man die Porschestraße kurzfristig in ein Wohnzimmer, in einen Marktplatz mit Kunst, Kultur und Aktionen verwandeln? Können in Wolfsburg, wie in anderen Städten schon passiert, Freiflächen zu Begegnungsflächen werden? Zum Beispiel zu Freiluft-Cafés am Südkopf und am Hollerplatz. Die dritte Gruppe beriet sich, welche kommunalen Bedingungen kurz- und mittelfristig zu schaffen wären, damit Menschen wieder vermehrt in die Innenstadt kämen und Geschäftsinhaber Wolfsburg als Standort wählten. Und in Gruppe 4 wurde über eine „Junge Szene in der Innenstadt“ geredet. Die entscheidende Frage bei diesem Gedankenaustausch war: Was zieht junge Leute in die City?
Bei der Vorstellung der Workshop-Ergebnisse kamen Ideen wie Einbeziehen der Schulen mit ihrem künstlerisch-handwerklichen Potenzial ebenso zur Sprache wie die Nutzung der Grünflächen für eine „etwas andere Außengastronomie“, Ideen wie Aktionstage mit (über-)regionalen und lokalen Künstler*innen sowie Schaffen von Begegnungsorten und -anlässen zur Sprache.
Der Oberbürgermeisterkandidatin Iris Bothe kommt es darauf an in klaren Verantwortlichkeiten und nicht in Zuständigkeiten zu agieren. Die Entwicklung der Porschestraße geht weit über wirtschafliche Aspekte hinaus. Sie ist auch und gerade jetzt eine kulturelle und soziale Herausforderung und gehört als solche in das Zentrum kommunalpolitischen Handelns. Kurzfristig, die Belebung der Innenstadt mit allen gesellschaftlichen Kräften, Kunst, Kultur, Jugend, Soziales, Handel und Gastronomie für Flächen und Plätze aber auch Leerstellenmanagement.
Für die mittelfristige Perspektive braucht es eine klare Strategie mit einem Zentren- und einem offensiven Eigentümermanagement.
Am Thema wird weitergearbeitet werden. Nicht nur, aber auch von der WMG. Wobei es Iris Bothe ankommt: „Auf die Beteiligung an diesem Prozess. Aus vielen gesellschaftlichen Gruppen und Generationen.“